Bisher ausgezeichnete Arbeiten

Aktuelle Preisträger:innen: Die SGR hat Selina Bloch und Gary Picard den Fritz-Stolz-Preis 2025 verliehen.

Der Fritz Stolz-Preis 2025 wurde für herausragende Masterarbeiten verliehen. Die Jury beschloss, zwei der eingereichten Masterarbeiten zu prämieren.

Selina Bloch
«Navigating Aid – An Ethnography of Religious NGOs in Tajikistan», Universität Zürich

Selina Bloch untersucht in ihrer Masterarbeit, basierend auf einer dreimonatigen ethnografischen Feldforschung in Tadschikistan, wie zwei internationale, christlich affiliierte NGOs die Herausforderungen des lokalen Alltagskontextes navigieren, um dort Entwicklungsarbeit zu leisten.

Für diese NGOs stellt der säkularisierende Kontext Tadschikistans, der in der Erbschaft der Sowjetzeit und des 'War on Terror' ein kontinuierlich ausgebautes regulatorisches Rahmenwerk für Religion hervorgebracht hat, eine Reihe von Herausforderungen dar. Die beiden Organisationen und ihre Mitarbeitenden begegnen diesen Herausforderungen auf unterschiedliche Weise, gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie grossen Wert darauf legen, dem Vorwurf des Proselytismus zu entgehen. Unter anderem tun sie dies, indem sie ihre Arbeit im Sinne von Bruno Latours Konzept der 'Übersetzung' als Entwicklungs- bzw. humanitäre Arbeit im 'nicht-religiösen Feld' positionieren.

Laut der Jury leistet Selina Bloch mit ihrer Masterarbeit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Religionswissenschaft, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die Ethnologie, die Entwicklungsforschung und die politischen Wissenschaften. Besonders hervorgehoben werden ihr innovativer Umgang mit theoretischen Konzepten sowie „die aussergewöhnliche theoretische Reife, methodische Reflexivität und stilistische Klarheit, die die Arbeit auf das Niveau einer Dissertation heben.“

Selina Bloch studierte Religionswissenschaft und Ethnologie an den Universitäten Zürich und Utrecht (Niederlande). Seit August 2024 ist sie Assistentin am Lehrstuhl für Ethnologie der Universität Basel.

Gary Picard
«Une traité sur la sorcellerie à Genève. Le Dialogue des Sorciers ou Eriges (1579) du théologien calviniste Lambert Daneau (v. 1530-1595)», Universität Lausanne

Dans ce mémoire de master réalisé à l’Université de Lausanne, Gary Picard articule l’analyse des thématiques du Dialogue des Sorciers ou Eriges de Lambert Daneau avec l’explication des enjeux sociaux et politiques liés aux éditions à Genève de ce traité sur la sorcellerie. 

Pasteur français exilé à Genève en 1572 à la suite des massacres de la Saint-Barthélemy, Daneau a été un ardent défenseur de la théologie de Calvin aux côtés de Théodore de Bèze. En 1574, il fait publier à Genève Les Sorciers, dans lequel il démontre, références littéraires, médicales, juridiques et théologiques à l’appui, que les sorciers sont des empoisonneurs qu’il faut condamner à mort. Cette étude s’attache à comprendre l’argumentaire de cette œuvre en situant son édition et sa réédition en 1579 dans le contexte politique, social et religieux des années 1570, marqué par une épidémie de peste, des luttes de pouvoir entre le Petit Conseil et le Consistoire, la multiplication des publications de traités démonologiques et de procès pour sorcellerie.

Gary Picard a étudié l’histoire et les sciences des religions en Faculté de Lettres à l’Université de Lausanne.

Preisträger:innen der vergangenen Jahre

Fritz Stolz-Preis 2024

Die Schweizerische Gesellschaft für Religionswissenschaft (SGR) hat auf ihrer Generalversammlung am 7. Juni 2024 den Fritz Stolz-Preis an zwei junge Akademikerinnen und Akademiker verliehen. Mit dem Preis ehrt die Gesellschaft herausragende Abschlussarbeiten in der Fachdisziplin Religionswissenschaft. Die vom SGR-Präsidenten Prof. Martin Baumann eingesetzte Auswahljury ehrte zwei Dissertation:

Christina Wyttenbach: “Sektenbeobachtung als interstitieller Raum – Eine feldtheoretische Analyse der Reaktionen auf neue religiöse Bewegungen in der Schweiz seit den 1960er-Jahren”

Christina Wyttenbach untersucht in ihrer Dissertation auf der Basis historischer Quellen und qualitativer Interviews mit Sektenexpert:innen die Reaktionen auf neue religiöse Bewegungen in der Schweiz seit den 1960er-Jahren. In feldtheoretisch-praxeologischer Perspektive rekonstruiert sie die Genese und Entwicklung der Sektenbeobachtung als interstitieller Raum zwischen dem religiösen, wissenschaftlichen, politischen und journalistischen Feld. Die Positionen und Praktiken der schweizerischen Sektenberatungsstellen werden relational zueinander vorgestellt. Die Analyse mündet in einem themenübergreifenden Deutungsangebot zur Frage nach der Relation zwischen Religion und anderen sozialen Bereichen. Vor dem Hintergrund des Erbes der Sektenbeobachtung wird eine Diskussion über zukünftige Entwicklungen des Faches Religionswissenschaft angeregt. Die Dissertation wird in der Reihe CULTuREL des Seismo-Verlags erscheinen.

Christina Wyttenbach studierte Zeitgeschichte und Soziologie an den Universitäten Fribourg und Utrecht (Niederlande). Ihre Dissertation verfasste sie als Forschungsmitarbeiterin im Projekt «The Legacy of the 1960s and 1970s – Religious and Scientific Entanglements» am Institut für Religionswissenschaft der Universität Bern, gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds.

Bastaiaan van Rijn:“The Experimental Culture of Afterlife Research: Attempts by Spiritual Animal Magnetizers to Prove Life after Death”

Die Dissertation von Bastiaan van Rijn befasst sich mit spirituellen animalischen Magnetiseuren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die versuchten, die Existenz und den Inhalt eines Lebens nach dem Tod experimentell zu beweisen. Diese Magnetiseure sind Teil einer längeren Geschichte der «Jenseitsforschung», die von 1784 bis in die Gegenwart reicht und eine gemeinsame experimentelle Kultur aufweist. Ziel der Dissertation war es, die gemeinsame wissenschaftliche Logik dieser Jenseitsforscher in den Vordergrund zu rücken und den spirituellen animalischen Magnetismus an den Anfang dieses Unterfangens zu stellen. Die Jury lobt die Studie als innovativ und originell, da sie einen neuen Beitrag zur historischen Religionsforschung leistet und historische und theoretische Forschung meisterhaft miteinander verbindet. Durch die Analyse historischer Versuche, das Leben nach dem Tod experimentell nachzuweisen, «behandelt die Studie das Thema der Beziehung zwischen Religion und Wissenschaft aus einer neuen und ungewohnten Perspektive», so die Jury.

Bastiaan van Rijn ist Postdoktorand am Institut für Religionswissenschaft der Universität Bern. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf heterodoxe religiöse Bewegungen des 19. Jahrhunderts, spielerische Einstellungen zur Religion, zeitgenössische Divination im Westen und programmatische Fragen innerhalb der systematischen Religionswissenschaft.